Am 26. November 2024 präsentierte der FAB - Fiandre Architectural Bureau Showroom im Wiener Servitenviertel zwei zukunftsweisende Fassaden-Prototypen, entwickelt von den Architektur- und Designbüros Kim Tien x KENH Architekten (Wien) sowie Andrea Redi (AiR) & Brigitte Spurej (GSarchitects) aus Graz. Diese Projekte sind das Ergebnis des Wettbewerbs „BE ACTIVE. Innovative Fassadenspiele“, der zukunftsweisende Konzepte für nachhaltige Gebäudehüllen fördert.
Innovative Gebäudehüllen für die grüne Stadt der Zukunft
Der Wettbewerb stellt die Verwendung großformatiger Feinsteinzeugplatten (1,5m x 3m) im Außenbereich in den Fokus und untersucht die Eigenschaften sowie Möglichkeiten dieser hochwertigen Materialien und Oberflächen in Kombination mit ACTIVE SURFACES®. Im Besonderen werden Anwendungsfelder für die Sanierung und Renovierung von Bestandsgebäuden erforscht. Ziel ist es, innovative Fassadenlösungen zu entwickeln, die nicht nur ästhetische, sondern auch funktionale Anforderungen für urbane Räume der Zukunft erfüllen. Neben neuen Anwendungen für Fassadensysteme eröffnet der Wettbewerb auch Möglichkeiten zur gemeinsamen Entwicklung neuer Oberflächen, Farbpaletten und Produkte.
Die Verwendung von Feinsteinzeugplatten in Fassadensystemen bietet viele Vorteile: Das Material ist widerstandsfähig, langlebig, pflegeleicht, und verleiht Gebäuden eine besondere Ästhetik.
GEWINNERPROJEKTE
Heritage – Play!
Kim Tien x KENH Architekten (Wien)
Industrie- und Gewerbebauten in der Poebene sind oft eintönig und kaum voneinander zu unterscheiden. Zumeist wirken Gebäude – so auch das Musterobjekt – wie Fremdkörper in der Landschaft, die wenig Bezug zur reichen architektonischen Geschichte Norditaliens haben. Ziel von Kim Tien und KENH Architekten war es, eine strukturierte vorgehängte Fassade zu entwickeln und diese durch die Integration von dekorativen mechanischen Haltepunkten zu einem Baukasten zu erweitern
Mit »Heritage – Play!« ist eine Fassadenfamilie entstanden, die historische Texturen, Farben und Geometrien der Region Emilia-Romagna neu interpretiert und in die Gegenwart überführt. Entsprechend der lokalen historischen Vorbilder setzt
»Heritage – Play!« auf ein geometrisches Design mit archetypischen Formen und klarem Raster, der im Sinne der Minimierung des Verschnitts durchaus gesprengt werden soll. Die Verwendung von Reststücken – etwa für die Attika oder zum Ausgleich bei Fenstern – nimmt der Fassade ihre Strenge und ermöglicht die vollständige und dadurch wirtschaftliche Nutzung aller Plattenteile: Let’s play! www.kenh.at
BEE active
Andrea Redi, AiR & Brigitte Spurej, GSarchitects (Graz)
Das Konzept sieht eine Aktivierung der Fassade auf mehreren Ebenen vor sowie einen neuen Lebensraum für die Bienen. Die bestehende Fassade wird mit 10 Zentimeter Dämmung saniert, hinterlüftet und mit ACTIVE SURFACES®, hochwertige Keramikprodukte, verkleidet. Die Oberfläche “Urban White Active” wird mit “Spuren” von Ästen bedruckt, die später mit Pflanzen befüllt werden. Die bedruckte Keramik ist der Anfang der Geschichte, die Obstplantage, deren Bäume ständig wachsen, und Früchte bringen, das Ziel. Verschiedene Obstsorten wie z.B. Zitronen, Orangen, Äpfel, Birnen oder Feigen werden als Spalierobst 10 Zentimeter vor der Fassade angepflanzt. Entlang der gedruckten Spuren werden die Äste “erzogen”. Mit Stahlprofilen, die an einem Ende ein Kokosseil aufweisen, werden die Äste umfangen und in die vorgesehene Richtung gebracht.
Ein Wurzelkörper von 0,5 x 1,00 Meter vor der Fassade wird sorgfältig von der Wandkonstruktion bis in 1,2 Meter Tiefe getrennt. Die Pflanzen sind bodengebunden,
der Wurzelkörper kann nach unten in die Erde weiter wachsen. Das Regenwasser wird gesammelt und für die Bewässerung der Pflanzen verwendet und zusätzlich, an heißen Tagen wird eine sensorgesteuerte Hochdrucknebelanlage, die mit ihren Düsen (5 Millimeter) vor den Fugen der Fassade sitzen und nach außen sprühen für die Bewässerung des Spalierobstes sorgen. Dies dient einerseits zur Bewässerung der Pflanzen und andererseits kühlt es den Stein und die Umgebungsluft. Die Fassade wird von einem Gärtner gepflegt und die Früchte werden von ihm oder Passanten geerntet. Der Sprühnebel versorgt nicht nur die Pflanzen an heißen Tagen mit Wasser, sondern kühlt bzw. reinigt auch die Umgebungsluft.
www.gsarchitects.at
Jury: Bettina Kraus, Kraus Fischnaller Architekten, Berlin Francesco Scanu, Area-17, Florenz
Teilnehmende Architektur- und Designbüros: Andrea Redi (AiR)&Brigitte Spurej, Kim Tien x KENH Architekten, Nerma Linsberger, LUCY D., Martin Mostböck, RLP Rüdiger Rainer + Partner, Söhne & Partner
Realisierung der Prototypen durch Iris Ceramica Group, Fiandre & Granitech
Konzept & Organisation: Manuela Hötzl, redaktionsbuero architektur