Kategorie: Öffentlicher Platz
BELVEDERE - SKYSCRAPER PIRELLI

MILANO - ITALIEN

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Die Bodenbeläge wurden von Technoriunite verlegt.

Il Belvedere: Projektabschluss

Die Realisierung des Belvedere gehört zu dem von der Region Lombardei vorgesehenen Weg, der programmatisch unter dem Namen "AMATE L'ARCHITETTURA" (Liebt die Architektur) läuft, zum Schutz und zur Aufwertung des historisch-monumentale Erbes.
In Kontinuität mit der philologischen Restaurierung des Pirelli-Hochhauses nach dem Unfall im Jahr 2002, ist der Wille, einen "Platz in der Höhe" zu schaffen als Wille zu verstehen, den ursprünglichen Entwurf zu vollenden. Ponti hatte nämlich die Aussichtsterrasse als Geschenk für die Bürger konzipiert, um den am Boden für die Konstruktion des Bauwerks weggenommenen Platz zurückzugeben.
Die Wahrnehmung des monolithischen "großen Kristalls" des Wolkenkratzers entmaterialisiert sich auf der Höhe des Belvedere.
Das Gebäude trifft den Himmel durch die Auflösung der Aussichtsterrasse.

Das moderne Monument

Das Pirelli-Hochhaus hat verschiedene Lesarten.
Eher reduzierend wird es als das Wahrzeichen des "italienischen Wegs zum Wolkenkratzer" betrachtet, während es in Wirklichkeit nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt ist, sondern historisch gesehen "ein unverfälschter und spontaner Ausdruck der mächtigen und starken Mailänder Realität voller Aktivitäten, Leben und Unternehmen mit europäischem und weltweitem Atem ist".

Es ist ein modernes Denkmal und bestimmt das urbanistische Gefüge der Gegend im Gegensatz zum Bahnhofsplatz und ist dabei der Höhepunkt der italienischen Nachkriegsarchitektur. In der Tat handelt es sich um ein "klassisches" Wahrzeichen, das perfekte Gleichgewicht zwischen Form und Funktion, erreicht durch das Aufeinandertreffen vorzüglicher Baukunst (Gio Ponti) mit ausgezeichneter Tragwerksplanung (Pier Luigi Nervi).

"Im Pirelli-Zentrum wurden die wahren Formen gesucht und jede Sache entspricht ehrlich ihrer technischen, funktionalen, konstruktiven und wesentlichen Realität: Die Architektur ist die Form einer Substanz".

Bei dieser Suche der Exaktheit und der funktionalen Realität erhält das architektonische "Detail", im Gegensatz zu einem Vereinfachungsprozess, eine grundlegende Bedeutung.
Die "künstlerische" Berufung des Gebäudes findet man in den keramischen Steinen der Verkleidung wieder, in den Texturen der Fußböden, der Verarbeitung des Stahlbetons der Tragwerke usw.

Das Privileg der Kenntnis

Jeder Planungsweg sieht eine Kenntnisphase vor: des Themas, des Bauherren, des Ortes.

Des Monuments in diesem Fall: Man nähert sich dem "Pirellone" mit absolutem Respekt und Ehrfurcht. Der italienische Wolkenkratzer schlechthin, das Wahrzeichen des wirtschaftlichen Aufstiegs Italiens in der Nachkriegszeit, das Meisterwerk von Gio Ponti. Aber auch institutioneller Ort, wo regiert wird. Er gehört der Stadt mehr als Wahrzeichen denn als städtischer Ort.
Es war vor allem ein großes Privileg, ihn untersucht zu haben, in ihm gelaufen zu sein, ihn durchquert und auch dort gelebt zu haben während des Projekts. Über seine Entstehung mit dem Ingenieur Dell'Orto zu reden – der zum ursprünglichen Planungsteam gehörte – seine Logik und die strukturelle Klarheit und die Anlage zu verstehen, die Eleganz des Details zu bewundern.

Dies alles gehört zur Grundlage des Aufwertungsprojekts und hat jede Tätigkeit und jede getroffene Entscheidung diktiert. Programmatisch gesehen öffnet sich die Institution der Bevölkerung, das Hochhaus ist nicht mehr nur Ort der Verwaltung, sondern wird ein Belvedere. Das Privileg der Kenntnis steht nun allen offen – das 31. Stockwerk kehrt zur Stadt zurück – ein privilegierter urbaner Ort.

Das große Schiff

Im 31. Stock - wie bereits vom ursprünglichen Entwirf vorgesehen, wird der doppelt hohe Raum vom Tageslicht der verglasten Seiten auf Ost und West umhüllt. Die beiden tragenden "Portale", die gewollt zu sehen sind und somit die statische Logik zeigen, sowie das Licht von Außen verleihen dem Raum eine Art "Sakralität".

Es ist, als wäre man in einem laizistischen Kirchenschiff. Nur die Präsenz des technischen Kerns unterbricht die Fluidität dieses Ortes. Im Ursprungsprojekt war der Kern mit den gleichen Keramik-Mosaiksteinen verkleidet, die für Außen verwendet wurden, in einem Versuch, diesem den Beigeschmack des technischen Raumes zu nehmen und ihn zum Gebäude zu erheben.

Das neue Belvedere: Der Prozess

Das Projekt zur Aufwertung des 31. Stockwerks ist vor allem die Vollendung eines Prozesses der Entmaterialisierung.

Der Baustoff ist das Licht. Der Entwurf entspringt zunächst emotional bedingten Entscheidungen, dann den funktionalen Anforderungen.

Es wurde wieder die Kontinuität des Schiffes anhand der neuen Hülle hergestellt. Dabei handelt es sich um einen "POD", der den technischen Kern auf fließende Weise umhüllt. Das vorhandene matte Volumen wurde mit einem unbefleckten glänzenden Mantel umgeben. Das Weiß des Lichtes hat einen auf 118 Meter Höhe vom Boden schwebenden Heiligenschein geschaffen.

Gestalterische Entscheidungen

Das Ziel, eine kontinuierliche Wahrnehmung des Raumes zu kreieren, zusammen mit der Suche nach der Entmaterialisierung hat zur Schaffung eines "POD" aus weißem Glas geführt (ein Weiß in der Tiefe, um die transparente Dicke des Glases wahrnehmen zu lassen), der das technische Volumen umhüllt. Die Suche nach der Leichtigkeit hat dazu gebracht, dass der POD komplett von der vorhandenen statischen Struktur getrennt ist.

Diese stoffliche und formale Unabhängigkeit lässt die Strenge der tragenden Portale, ihr komplexes und elegantes Muster besser wahrnehmen, die "Muskelmasse", die nunmehr der Brüchigkeit der verglasten Haut gegenüber steht.

Der Rest ist Ponti.
Bei der Wahl der Keramikböden, bei der Neuauflage der grafischen Texturen, bei der Treue der gestalterischen Entscheidungen.

Das Funktions-Programm

Es wurde die Möglichkeit vorgesehen, den Raum für verschiedene Zwecke zu nutzen, als Ausstellungsraum und für Konferenzen, vom Repräsentanzraum hin zum städtischen Platz – gemäß dem Entwurf von Ponti als öffentliche Aussichtsterrasse.

Eine privilegierte Aussichtsterrasse auf die Stadt im Wandel und auf die regionalen Änderungsprozesse (die Bilder werden von einem Monitor im Boden gezeigt).

BELVEDERE - SKYSCRAPER PIRELLI MILANO - ITALIEN

Jahr: 2008



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